Literarische Psychopathologie. Existenz und Krise im expressionistischen Jahrzehnt (Thomas Anz)

Kategorie: Archiv

Di., 5. Juni, 19:30 Uhr, Landesbibliothek

Der literarische Expressionismus im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhundert wurde wesentlich von Autoren der um 1880 bis 1890 geborenen Generation getragen, der auch Karl Jaspers (geb. 1883) und Martin Heidegger (geb. 1889) angehörten. Und diese befassten sich wie so viele Autoren des expressionistischen Jahrzehnts intensiv mit der Existenzphilosophie Sören Kierkegaards. Mit den Stichwörtern „Existenz“ und „Krise“ geht der Beitrag den Affinitäten und Differenzen zwischen damaliger Literatur und Philosophie nach, mit „Psychopathologie“ bezieht er außerdem die zeitgleiche Geschichte der Psychiatrie und Psychoanalyse mit ein. Jaspers’ erstes Hauptwerk, seine Habilitationsschrift Allgemeine Psychopathologie (1913), beschreibt nicht zuletzt mit dem Begriff „Depersonalisation“ Krisenphänomene, die von der Literatur des expressionistischen Jahrzehnts in vielfältiger Weise thematisiert, veranschaulicht und zum Teil mit ästhetisch revolutionären Techniken in Szene gesetzt werden.

Prof. Thomas Anz hatte den Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur an der Philipps-Universität Marburg inne und war Erster Vorsitzender des Deutschen Germanistenverbandes. Zu seinen Buchveröffentlichungen gehören u.a.: »Literaturkritik. Geschichte-Theorie-Praxis« (5. Aufl. 2007); »Handbuch Literaturwissenschaft« (3 Bde., 2007) oder »Franz Kafka. Leben und Werk« (Neuaufl. 2009)