Produktivität und Endlichkeit. Wolfgang Herrndorfs „Arbeit und Struktur“ (Tobias Rüther)

Kategorie: Aktuelles // Allgemein // Junge Philosophie

Di., 7. Januar 2025, 19:30 Uhr

VORVERLEGT VON URSPRÜNGLICH 9. JANUAR!

Jahrelang schob Wolfgang Herrndorf (1965-2013) in seinen literarischen Projekten die Satzzeichen hin und her – und die Abgabe seiner Manuskripte so lange auf, bis es nicht mehr ging. Sobald seine Texte dann gedruckt waren, wollte er sie am liebsten sofort wieder umschreiben.

Die Diagnose eines unheilbaren Hirntumors im Frühjahr 2010 änderte dann alles: Bis zu seinem Freitod im August 2013 vollendete Herrndorf zwei Romane, bereitete einen dritten vor und schrieb parallel ein Tagebuch. „Arbeit und Struktur“ ist das Dokument einer tragischen Pointe: Ohne die Krankheit wäre ein Weltbeststeller wie „Tschick“ vielleicht nie erschienen. Wie bewusst war dem Autor das selbst?

Nach der Entlassung aus der Neurochirurgie hatte Herrndorf einen manischen Schub, bei dem er durch Berlin raste und seine Freundinnen und Freunde zu einem Vortrag einbestellte, weil er glaubte, die Weltformel gefunden zu haben. Peinlich genaue Aufzeichnungen hierüber aus „Arbeit und Struktur“ sowie seinen Notizbüchern verdeutlichen die dringliche Frage, was er angesichts des nahen Endes künstlerisch noch zu schaffen hofft.

Am Freitag, den 10. Januar, folgt auf den Vortrag von 12-16 Uhr ein Workshop zum Thema.
Interessierte können auf Anfrage Material hierzu erhalten.

Tobias Rüther ist verantwortlicher Redakteur für Literatur in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Er publizierte: „Helden. David Bowie und Berlin“ (Rogner & Bernhard 2008); „Männerfreundschaft. Ein Abenteuer“ (Rowohlt Berlin, 2013) und „Herrndorf. Eine Biografie“ (Rowohlt Berlin).