„Rechtfertigung des Übels und des Bösen. Zur Theodizee und Nietzsche Genealogie der Moral“ (Gerhard Poppenberg)

Kategorie: Aktuelles // Junge Philosophie

Do., 14. Dezember 2023, 19:30 Uhr

Als das Erdbeben von Lissabon am 1. November 1755 die portugiesische Hauptstadt fast vollständig zerstörte, löste es vielfältige Diskurse unter den Philosophen der Aufklärung aus. Vor allem das Problem der Theodizee stellte sich neu: die Frage, wie ein gütiger Gott das Übel in der Welt zulassen könne. Wie kann ein allmächtiger Gott ein so gewaltiges Unglück zulassen?

Diese Fragen betrafen auch die „Essais de Théodicée“ (1714) von Gottfried Wilhelm von Leibniz, dessen Konzeption des Optimismus in eine Krise geriet. Seine Philosophie wurde von Voltaire in „Candide“ (1759) mit einer beißenden Satire aufs Korn genommen; zu der den französischen Aufklärer das Beben von Lissabon inspiriert hatte. Voltaire wiederum geriet mit Jean-Jacques Rousseau in eine Kontroverse über den Optimismus, die entscheidende Probleme wie die Frage des Übels in der Welt verhandelte.

An den Vortrag schließt sich am Freitag, den 15. Dezember von 10-14 Uhr, ein Workshop an. Dessen Fokus liegt auf dem Versuch, die Wendung nachzuvollziehen, die Nietzsche dem Problem gut hundert Jahre später in „Zur Genealogie der Moral“ (1887) gibt.

Gerhard Poppenberg lehrte als Professor für Romanische Philologie an der Universität Heidelberg und ist heute tätig als Autor für Rundfunk und Tagespresse sowie Übersetzer für verschiedene Verlage. Er publizierte zur spanischen und französischen Literatur sowie zur Literaturtheorie. Letzte Buchveröffentlichungen waren: Martin Scorsese. Einführung in seine Filme und Filmästhetik, Paderborn, Fink, 2018 (zusammen mit Dana Poppenberg); Herbst der Theorie. Erinnerungen an die alte Gelehrtenrepublik Deutschland, Berlin, Matthes & Seitz, 2018; Heidelberger Einführung in die Literaturwissenschaft für Romanisten, Heidelberg, Winter, 2019 und Geist, Geschichte, Wirklichkeit. Grundfragen der Philologie in der deutschen Romanistik der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Heidelberg, Winter, 2022.

Foto: Universität Heidelberg