Stefan George in Heidelberg. Literatur in der Krise der Zeit (Michael Buselmeier)
Kategorie: Archiv
Di., 11. Sept., 19:30 Uhr
Am 12. Juli wäre der Dichter Stefan George 150 Jahre alt geworden. Heidelberg war ein Zentrum des hermetischen Zirkels, der sich in der Krisis der Moderne um in bildete. Max Weber sah George als charismatische Figur, die eine hierarchisch geordnete Welt im Namen der Dichtung gegen die chaotische Welt stellte.
Der Vortrag bietet persönliche Anmerkungen und Erfahrungen zum Freudeskreis des Dichters in und um Heidelberg. Die Stadt war zwischen etwa 1910 und 1930 einer der bevorzugten Aufenthaltsorte des „Meisters“, auch dadurch bedingt, daß sein Lieblingsjünger Friedrich Gundolf an der Universität Germanistik lehrte.
Dramaturgisch ist der Vortrag nicht auf ein Ende, ein „Ergebnis“ hin orientiert, er besteht vielmehr aus 16 Bruchstücken, Splittern und Fragmenten. Dadurch, dass persönliche Erlebnisse mit Adepten Georges (oft späte und weithin unbekannte Verehrer) eingefügt sind, entsteht ein etwas ungewohntes, teilweise ironisches (Gegen-)Bild des George-Kreises und seiner Nachfolger.
Unter ihnen befindet sich auch der aus Heidelberg stammende Wolfgang Frommel, Gründer des „Castrum Peregrini“ in Amsterdam, der nicht grundlos im Zentrum der aktuellen Missbrauch-Debatte steht. Die Faszination, die bis heute an George und seinem Zirkel, besteht, entzündet sich an der Dichtung: der Strenge der Sprache, der Härte der Strophen, ihrem spröden kompromisslosen Tonfall.
Michael Buselmeier, geboren 1938 in Berlin, wuchs in Heidelberg auf, wo er noch immer als Schriftsteller, Publizist, Herausgeber und Literarischer Stadtführer lebt. Zahlreiche Veröffentlichungen, zuletzt »Dante deutsch. Gedichte« (2012), »Ende des Vogelgesangs. Eine Kindheit« (2015), »Heidelberg – Stadt der Dichter?«, Ein Essay (2017), »Mein Bruder mein Tier. Gedichte« (2018).