Theater im Exil. Erwin Piscator und Max Reinhardt (Michael Lahr)

Kategorie: Aktuelles // Allgemein

Di., 30. Januar 2024, 19:30 Uhr

Max Reinhardt und Erwin Piscator flohen vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten in die Vereinigten Staaten von Amerika. Sie waren zwei der bedeutendsten deutschsprachigen Theaterschaffenden, die in Berlin zu Beginn des 20. Jahrhunderts maßgebliche Akzente gesetzt hatte. Im amerikanischen Exil gehörten beide zu einer Gruppe von rund eintausend Theaterkünstlern.

Für die Schauspieler und Regisseure bedeutete das Leben in den USA, sich in einer fremden Sprache und in einer Kultur zurechtfinden zu müssen, die mit der Avantgarde der Weimarer Republik wenig gemeinsam hatte. Selbst den etablierten Theaterstars gelang es nur in den seltensten Fällen in Hollywood oder am Broadway, den Sehnsuchtsorten amerikanischer Darstellungskunst zu reüssieren. Reinhardts Verfilmung des „Sommernachtstraums“ wird nicht der erhoffte Kassenschlager, Piscators Traum „Krieg und Frieden“ am Broadway zu inszenieren, platzte trotz erheblicher Vorarbeiten und vertraglicher Verpflichtungen.

Sowohl Piscator als auch Reinhardt gründeten eine Schauspielschule und trotzten allen Widrigkeiten. Der Vortrag fragt in sprechenden Details, wie beide das Exil erlebten und wie die Theaterszene ihres Gastlandes beurteilten. Es soll klarer werden, wie Piscator und Reinhardt ihre Kunst in den düsteren Zeiten des Weltkrieges zum Leben bringen wollten. Hierfür kommen auch persönliche Zeugnisse zur Sprache, so der Briefwechsel, den Max Reinhardt mit seiner Frau Helene Thimig führte, und jene Schreiben, die Erwin Piscators mit alten Weggefährten und neuen Freunde in den USA wechselte.

Michael Lahr ist Programmdirektor von „Elysium – between two continents München – New York“ und Executive Director von „The Lahr von Leïtis Academy & Archive“. Er ist Herausgeber des Buches Der Erwin Piscator Preis und Co-Autor des Essay-Bandes Bilder des Menschen. Zuletzt erschien im Karl Jaspers-Jahrbuch 2016 sein Essay ›Theater ist alles und überall‹ über Erwin Piscators Arbeit im New Yorker ExilAls Programmdirektor von Elysium hat er zahlreiche Werke von Künstlern ausgegraben, die vom Nazi-Regime verfolgt wurden, und – oft als Erstaufführungen – in Europa und den USA präsentiert.