Unterm Staub der Zeit – Christoph Hein als „Chronist ohne Botschaft“
Kategorie: Aktuelles // Allgemein
Oldenburger Kunstverein, Do., 07. September 2023, 19:30 Uhr
Lesung und Gespräch mit Matthias Bormuth
Christoph Hein gehört seit den erzählenden Werken „Der fremde Freund“ und „Horns Ende“, die gegen staatliches Verbot in den späten 1980er Jahren erschien, zu den kritischen Chronisten der DDR. Nach 1989 begleitete er zuerst bei Aufbau skeptisch den rasanten Wandel der Zeitgeschichte, bevor er mit seinen Werken Suhrkamp-Autor wurde. Seine deutsch-deutschen Geschichten, die einzelne Figuren und ihre Suche nach persönlicher Freiheit in gesellschaftlichen Zwängen schildern, setzt er auch in den historischen Rahmen europäischer Totalitarismen, so wie im Epos „Trutz“ von 2017.
© Foto: Jens Schulze
Ausgesprochen autobiographische Romane legte er 1997 mit „Von allem Anfang an“ und jüngst mit „Unterm Staub der Zeit“ vor. Der neue Roman schildert, wie der Pfarrerssohn Daniel 1958 aus seiner ostdeutschen Heimatstadt ins geteilte Berlin kommt, im Grunewald lebt und dort auch das Gymnasium besucht. Mit seinen Zimmergenossen – die alle, wie er, aus der DDR stammen – erkundet er auch die Stadt. Kollektive Erlebnisse wie der Auftritt des Erweckungspredigers Billy Graham oder individuelle Erfahrungen wie das erotische Erwachen in der Theaterszene stechen in der lakonischen Schilderung hervor; ebenso ein Konzert mit Bill Haley, der den Sportpalast zum Kochen bringt.
© Suhrkamp Verlag
Der Abend nimmt mit den autobiographischen Szenen auch den Historiker Christoph Hein in den Blick. Er fragt, wie er sich in den deutsch-deutschen Verhältnissen als „Chronist ohne Botschaft“ versteht, der seine Sicht der Dinge in Romanen, Erzählungen, Essays und Theaterstücken wie wenige Kunstschaffende in klassischer Klarheit zur Sprache bringt.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation der Karl Jaspers-Gesellschaft mit dem Oldenburger Kunstverein, dem Bundesinstitut für die Kultur der Deutschen im östlichen Europa und dem Center für lebenslanges Lernen der Universität Oldenburg. Sie eröffnet die Reihe „Arendt-Forum“, die Intellektuelle aus Philosophie, Wissenschaft und Kunst einlädt, die Herausforderungen weltbürgerlicher Freiheit in unterschiedlichen Formen zur Sprache zu bringen.
Die Veranstaltung findet in den Räumlichkeiten des Oldenburger Kunstverein statt (Damm 2a). Es wird um eine Anmeldung gebeten:
telefonisch: 0441 / 27109 oder per Email an: info@oldenburger-kunstverein.de.