Verlust der Mitte. Hans Sedlmayr und die geistige Situation nach 1945 (Peter Sloterdijk, Martin Warnke, Manfred Osten)
Kategorie: Archiv
Di., 18. Sept., 19:00 Uhr
Wenige Bücher haben die Diskussion um die Kunst der Moderne so angeregt wie »Verlust der Mitte« von Hans Sedlmayr. Der Münchener Kunsthistoriker, der zudem politisch belastet war, sah „die bildende Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts als Symbol der Zeit“. Seine Studie betrachtete sie 1948 im Stile einer klinischen Kasuistik nach „Symptomatik“, „Diagnose und Verlauf“ sowie im Blick auf „Prognose und Entscheidung“. Nicht zufällig sind bei ihm vielfache Anklänge an die Krisendiagnostik zu vermerken, mit der Karl Jaspers schon 1931 die Kunst in seiner »Geistigen Situation der Zeit« beschrieb.
Martin Warnke, der als liberaler Kunsthistoriker Sedlmayrs Buch seit 1954 als philosophisch versierte Studie schätzt wie kritisiert, wird vor allem mit Peter Sloterdijk im Austausch über die Sache stehen. Seine Invektiven zur Bildenden Kunst und ihrem zeitgenössischen Betrieb haben in den letzten Jahren polemische Anstöße gegeben, auch konservative Positionen zur möglichen Metaphysik im ästhetischen Leben ernst zu nehmen.
Der bekannte Publizist Manfred Osten leitet die Diskussion. Und der Leipziger Kunsthistoriker Dr. Richard Hüttel, ein Kenner Sedlmayrs ergänzt sie durch problemgeschichtliche Anmerkungen.
Die Veranstaltung findet um 19.00 Uhr in der Lamberti-Kirche statt, wahrscheinlich im Kirchraum selbst. Die Abendkasse ist ab 18.00 Uhr geöffnet. Schriftliche Vorbestellungen sind über das Kontaktformular der Jaspers-Gesellschaft möglich. Die Karten können nur an der Abendkasse bis 18.30 Uhr abgeholt werden.
Peter Sloterdijk, geboren 1947, studierte in München und Hamburg Philosophie, Geschichte und Germanistik. Er lehrte Philosophie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, deren Rektor er von 2001 bis 2015 war. Gemeinsam mit Rüdiger Safranski moderierte er »Das Philosophische Quartett«.
Sloterdijk gehört zu den wichtigsten Public Intellectuals in Deutschland. Sein Werk erscheint im Suhrkamp Verlag. Zum Oktober erscheint der zweite Band seines philosophischen Tagebuches »Neue Zeilen und Tage«. Der Autor signiert nach der Veranstaltung.
Martin Warnke war nach dem Studium in München, Madrid und Berlin 1964 mehrere Monate Berichterstatter der Frankfurter Auschwitz-Prozesse für die »Stuttgarter Zeitung«, danach Volontär an den Berliner Museen. 1970 habilitierte er sich als Kunsthistoriker mit seiner Forschung über die Organisationsformen der frühneuzeitlichen Hofkunst. Von 1971 bis 1978 lehrte er Kunstgeschichte an der Universität Marburg und anschließend bis zur Emeritierung 2003 an der Universität Hamburg.
Im Fokus seiner Forschung stehen die politischen und sozialen Bedingungen von Kunst. Als Leibniz-Preisträger (1990) setzte er wichtige Impulse zur Erforschung der Politischen Ikonographie.