Leo Löwenthals „Falsche Propheten“ von 1948 (Volker Weiß)

Kategorie: Archiv // Junge Philosophie

Fr., 23. Feb., 19:30 Uhr

Der Autoritarismus prägt wieder die Politik. In Ländern, die nie lange stabile Demokratien waren, in Russland, Ungarn oder der Türkei, mag das wenig überraschend sein. Doch auch die westlichen Demokratien stehen vor der Herausforderung eines autoritären Populismus. Mit dem charismatisch scheinenden „Anwalt des kleinen Mannes“ und dem Lautsprecher nationaler Interessen ist ein verschollen geglaubter Politikertypus zurückgekehrt. Es ist die Stunde der „falschen Propheten“, die Leo Löwenthal bereits 1948 beschrieben hat.
Als Anschauungsmaterial dienten dem deutschen Emigranten dabei keineswegs die Erfahrungen in der alten Heimat. Er untersuchte die Agitationsweise amerikanischer Nationalisten der Vorkriegszeit, um zu zeigen, dass dieses Phänomen nie auf Europa alleine beschränkt war.
Löwenthal wollte die Hilflosigkeit der verbreiteten Erklärung aufzeigen, dass es sich bei den US-amerikanischen „Tribunen“ lediglich um schlechte Kopien der ausländischen Vorbilder oder gar Agenten handelte. Sie zu „entlarven“, das wusste er, reichte nicht aus, um ihr Wirken unschädlich zu machen. Damit legte er einen wichtigen Grundstein für die Erforschung der Agitation autoritärer, populistischer und nationalistischer Agitation.

Zur Vertiefung des Themas wird am Sa., den 24. Februar, von 11-13 Uhr ein Workshop im Karl Jaspers-Haus angeboten.
Anmeldung über das Kontaktformular der Homepage. Textgrundlage ist:
– Leo Löwenthal: »Falsche Propheten. Studien zum Autoritarismus«, Schriften 3. Frankfurt/M. 1990, S. 11-159. (Kann bei Bedarf auch über das Kontaktformular bezogen werden.)

Weiterführend:volker-weiss
– Karin Priester: »Rechter und linker Populismus. Annäherung an ein Chamäleon«, Frankfurt a.M. 2012.
– Jan-Werner Müller: »Was ist Populismus? Ein Essay«, Berlin 2016.

Eintritt: 7 €, erm. 5 €,
Studenten: 3 €

Dr. Volker Weiß ist Historiker und freier Publizist. Seine Schwerpunkte liegen in der deutschen Sozial- und Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Er forscht zu Geschichte und Gegenwart der extremen Rechten in Deutschland und schreibt u. a für die „Zeit“ und „Jungle World“.